Thomas Manegold (OWUL)

Der OWUL- Ausblick in die Zukunft,

Vorgetragen am 2.2.2017 vom ToM

Februar 2017
Skandal bei der Oskarverleihung in Hollywood.  Taraji P. Henson erhält, für ihre Rolle als schwarze Frau, die rechnen kann, den Oskar als beste Schauspielerin mit Behinderung. Sie erscheint jedoch nicht auf der Bühne, weil sie sich auf dem weiten Weg zum WC für Schwarze verlaufen hat.

März 2017
Die USA verweigert allen Muslimen, die nicht aus Saudi Arabien stammen, die Einreise.   Für den Rest der Welt erweitert man den Fragebogen zur Einreise auf 126 Fragen. Wer nicht gegen Abtreibung ist oder an die Evolution glaubt, wird sofort wieder heimgeschickt.
Auf den Flughäfen in den USA bilden sich große Camps mit Einereisewilligen, die auf ihre Befragung warten.

April 2017
Nachdem nun alle Briten ihren Stammbaum bis 400 vor Christus zurückverfolgt haben, um irgendwie irische Wurzeln zu finden, damit sie in Irland einen Pass beantragen können, ist Irland der bevölkerungsreichste Staat Europas.

Um den Strom der Einreisewilligen zu bewältigen, werden an den amerikanischen Flughäfen Schießsstände aufgebaut, auf denen die Einreislinge zeigen müssen, wie weit ihre Waffenliebe wirklich geht. Wer danebenschließt wird zum Mauerbau an die Grenze zu Mexiko deportiert.

Mai 2017
Am 7. Mai wählen die Franzosen in einer Stichwahl ihre neue Präsidentin. Wie die Wahl ausgehen wird, dürfen wir an dieser Stelle wegen des Kassandra Komplexes nicht verraten. Am 8. Mai wird mit dem Mauerbau im Saarland begonnen, wegen der vielen Flüchtlinge aus Frankreich.

Juni 2017
Außenminister Gabriel wird auf seiner Welttournee die Einreise in die USA verweigert, weil er nicht schießen kann.  Siegmar Gabriel schmeißt hin. Außenminister wird nun ein gewisser zu Guttenberg, weil der als einziger Deutscher noch in die USA reisen darf. Siegmar Gabriel ernennt sich zum Erzengel.

Juli 2017
31. Juni ist Weltuntergang. Warum weiß keiner. Die Weissagung stammt von einem Propheten namens Gabriel. Der erzählt bekanntlich viel, wenn der Tag lang ist, deshalb müssen wir uns keine Sorgen machen.

August 2017
Am 21.8. ist eine totale Sonnenfinsternis in Amerika. Donald Trump macht die Mexikaner dafür verantwortlich und ordnet eine Invasion an.  Kurz hinter Texas ist allerdings Schluss, weil da eine sehr hohe Mauer steht.

Am 11. September fliegt eine Maschine aus  Saudi Arabien in das 9/11-Memorial-Gebäude. Die Behörden gingen beim Anflug der Maschine von einer Flugvorführung zu den Gedenkfeiern aus. Der Airbus wollte wahrscheinlich aber einfach nur notlanden, weil alle Landebahnen mit Flugzeugen vollgeparkt sind, in denen Einreisewillige versuchen, den 267seitigen Fragebogen auszufüllen. Allerdings wird in den Trümmern ein mexikanischer Sombrero gefunden.

Am 24.September 2017 ist Berlin-Marathon. Zeitgleich findet die Bundestagswahl statt. Weil alle zum rennen in die Hauptsadt pilgern, sinkt die Wahlbeteiligung auf ein Rekordtief. Wie die Wahl ausgeht, dürfen wir auf Grund des Kassandra Komplexes nicht verraten. Am 25. September wird ein gewisser Martin Schulz im Berghain mit einer Alkoholvergiftung aufgefunden.

Oktober 2017
Frankreich unterstützt mit Bausoldaten den Mauerbau im Saarland, wegen der vielen Flüchtlinge aus Deutschland. Die Bundeskanzlerin bewirbt sich für Olympia 2020 und bestellt die Firma Hugo Boss ins Kanzleramt, die die neuen Uniformen für die Abgeordneten entwerfen soll. Weil sich Deutschland und Frankreich gegenseitig zu sicheren Herkunftsländern erklären, wird das Saarland zum größten Flüchtlingslager Europas.

November 2017
Nachdem Donald Trump so ziemlich allen Nichtamerikanern die Einreise verboten hat, sind in den Indianerreservaten der USA religiöse Massenphänomene zu beobachten, da sich eine Weisssagung erfüllt hat.
Diese handelt   von der Ankunft eines Weißen Häuptlings, der in einem Weißen Wigwam wohnt und die Völker von den Eindringlingen befreien wird.
In der Weissagung der Hopis heißt dieser Befreier Sumancu Schnattre Watschi Haarpishu. Also übersetzt: Die Ente mit einem gelben Skalp auf dem Kopf.

Dezember 2017
Der erste Teil der Amrie-Trilogie kommt als 3D-Version in die Deutschen Kinos. Der Film heißt „Die Gefährder“ und wird berühmt für seine LKW Szene, zu der von den Eisverkäufern Glühwein und Gebäck verkauft wird.
Donald Trump überreicht sich in Stockholm den Friedensnobelpreis.

Januar 2018

Um den Strom von Flugzeugen mit Einreiseverweigerungsopfern aus den USA zu bewältigen wird der BER vorzeitig eröffnet. Er geht als erster reiner Lande-Flughafen in die Geschichte ein.

Marien mit Mundharmonika

Der OWUL-Ausblick (Stand Nov 2016)

November 2016

Das FBI erklärt  einen Tag vor der US-Wahl die Untersuchung der Clinton-Email-Affäre für beendet und beschuldigt sie öffentlich der Gefährdung der inneren Sicherheit.

Clinton verliert darauf hin die Wahl knapp. Zum Dank für seinen Sieg erhöht Trump wie geplant den Etat für innere Sicherheit. Das FBI stellt überrascht fest, dass es dafür zuständig ist – und freut sich.

Dezember 2016

Angela Merkel wird in Dresden zur Persona non grata erklärt. Genau, wie sie einst vor Erdogan zu Halbmonde gekrochen war und die Armenienresolution für nicht rechtskräftig erklärt hatte, damit sie wieder auf ihrem Luftwaffenstützpunkt in der Türkei spielen dürfte, leugnet Sie nun öffentlich den Holocaust, um wieder in Dresden einreisen zu dürfen.

Januar 2017

Die Nato beschließt, dass ihre Mitglieder 2% ihres Bruttoinlandsproduktes für Rüstung ausgeben müssen. Weil das BIP sowieso beständig wachsen muss, damit man nicht aus der EU fliegt, freuen sich die Rüstungsbetriebe über ein neues Wettrüsten. Viele Konzerne errichten neue Warenlager entlang der russischen Grenze, um plötzlich auftretenden Bedarf zügig zu decken und Lieferwege zu verkürzen.

Februar 2017

Wegen eines Leaks werden Teile der geheimgehaltenen Schlichtungsvereinbarungen im Streit um die Kette Kaisers Tengelmann öffentlich. Demnach verankerte Schröder im Vertrag, dass 14 strategisch günstig stehende Filialen des neuen Versorungssuperkonzerns TE_WE_KA zu russischem Staatsterritorium werden. Die Arbeitsplätze bleiben erhalten, die Arbeitnehmer müssten lediglich die russische Staatsbürgerschaft annehmen.

März 2017
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OWUL Lesebühne Berlin

Blick in die Zukunft (Juni 2016)

Am Ende einer jeden OWUL lesen wir einen Text über die Zukunft, wie sie sein wird oder könnte oder würde, wenn. Es folgt der Ausblick aus der Show vom Juni 2016:

Juni 2016
Die erstmalige Aufrüstung der Bundeswehr seit dem Kalten Krieg führt zu Rekordgewinnen bei den Waffen- und Munitionsherstellern. Verteidigungsministerin von der Leyen lobt ihren Plan der langfristigen Sicherung von Arbeitsplätzen. Dabei betont sie die Weitsicht ihrer Politik, denn durch die angestrebten Einsätze werde schlussendlich die zukünftige Konkurrenz im Billiglohnsektor dezimiert und ein enormer Bedarf an Wiederaufbau und Entwicklungshilfe geschaffen.
Hugo Boss entwirft darauf hin ungefragt neue Bundeswehr Uniformen. Schließlich habe man das ja schon bei der letzten Aufrüstung VOR dem kalten Krieg getan.

Das Volk von Großbritannien entscheidet sich gegen einen EU-Austritt. Laut Umfragen glauben 73%, dass sich das eh bald von selbst erledigt hat.

Juli 2016
Schneller als die Bundeswehr wächst nur noch die AFD. In einem Interview mit der Hamburger Allgemeinen Zeitung gesteht der AFD Partei-Vize Gauland: „Ich liebe es, auf deutschen Autobahnen mein Auto voll auszufahren, wenn es der Verkehr und die Bedingungen zulassen.“
Die Redaktion titelt mit: „Gauland dankt Hitler für den Bau der Autobahnen.“

August 2016
Aus US-Geheimdienstkreisen wird die Aufzeichnung eines Telefonats zwischen Merkel und Erdogan geleakt, in dem sich beide darauf verständigen doch einfach weiter den 100 Jahre zurückliegenden Völkermord an den Armeniern zu diskutieren um von den aktuellen Völkermorden abzulenken.

Das Zweckentfremdungsgesetz für Wohneigentum in Berlin wird gekippt. Michael Müller möchte den Berlin-Tourismus nicht ausbremsen. Die Imobolienfirmenverbände veranstalten einen Autokorso um die Siegessäule.

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Österreich: Bundespräsidentenwahl oder die Parabel von Grün und Blau

18.5.2016: 4 Tage bis zur Stichwahl

2 polarisierende Bundespräsidenten-Kandidaten

Noch 4 Tage bis zur Stichwahl zum Bundespräsidenten in Österreich. Norbert Hofer von der FPÖ und Alexander van der Bellen, unabhängiger Kandidat für die Grünen, sind noch im Rennen. Zwei Kandidaten wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.

Hofer, der Burschenschaftler

Auf der einen Seite so ein fescher Mann, ein grader Michel, einer der redet und grinst als wäre er von einem Teddybären besessen. Einer aus dem Volk, einer der völlig zu Unrecht für einen extremen Rechten gehalten wird. (Ich meine nur wegen seines Fremdenhasses. Gut, und weil er sich gerne mit einer Kornblume schmückt, die das geheime Erkennungsmerkmal der NSDAP war.) Einer der für … äääh für was eigentlich … also gegen Flüchtlinge, gegen Islam, gegen Europa, und für … ähm, hmmm, für …. für dagegen ist! Einer der am liebsten in der Zeit zurückreisen wollen würde. Sagen wir mal so ca. 78 Jahre.

Van der Bellen, der Herr Doktor

Auf der anderen ein über 70-jähriger Wirtschaftsprofessor, ein Vorreiter in sozialen Fragen, ein intelligenter und diplomatisch geschickter Redner, der aus seiner Tabaksucht keinen Hehl macht, einer der als Flüchtlingskind nach dem zweiten Weltkrieg nach Österreich gekommen war, ein weltoffener Mensch, der für Pluralismus, eine offene Gesellschaft und moralische und zivilisatorische Werte eintritt. Einer, der es schafft, umweltpolitische, ethische und ökonomische Aspekte unter einen Hut zu bringen. Sprich ein „Kommunist“!!!

Kopf-an-Kopf-Rennen & 2 Lager

Ganz klar also. Es soll eine ganz enge Kiste werden. Umfragen haben ein Kopf-an-Kopf-Rennen prognostiziert. Oder wie man in Österreich sagt. Sackhüpfen siamesischer Zwillinge. Zur Sicherheit: sagt man nicht wirklich! Die gesamte Gesellschaft ist in zwei Lager geteilt.

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Der OWUL Jahresrückblick 2015 – Teil 3*

Von Thomas Manegold

Herbst 2015

Der IS sprengt den Tempel das Bal. Deshalb ereignet sich eine totale Mondfinsternis, die besonders im Süden Deutschlands gut zu beobachten ist. Die Streuung von langwelligem Licht im Schattenkegel lässt den Mond als Blutmond rot erscheinen. Neue Deutungen dieser Ereignisse und Studien des Biene Maja Kalenders sagen ein nahendes Ende der Welt voraus.

Zunächst beeinträchtigt ein Sandsturm das öffentliche Leben in Syrien. Insgesamt kommen dabei alle zehn Personen ums Leben, die sich am öffentlichen Leben in Syrien beteiligt hatten. Ein Erdbeben der Stärke 8,4 erschüttert Chile.

Namentlich schafften es u.a. die Schriftsteller Rainer Kirsch und Max Kruse in den Nekrolog von Wikipedia. Auch der Amokläufer Rafik Mohamed Yousef, der in Berlin erschossen wurde. Adrian Frutiger stirbt, der Erfinder der nach ihm benannten Schrift, die u.a. auf unseren Verkehrsschildern eingesetzt wird.

Der Rest der Toten in den Nachrichten stirbt aber, wie es sich gehört, anonym und durch Hunger, Krieg, zu wenig oder zuviel Wasser. Durch Waffenlieferungen und subventionierte Hühnerabfälle aus Deutschland, Pesizide, Mord, zu viel Alkohol, zu wenig Alkohol und dergleichen. Weiterlesen „Der OWUL Jahresrückblick 2015 – Teil 3*“

OWUL rising: Matthias Niklas, Marien Loha, Thomas Manegold

Der OWUL Jahresrückblick 2015 – Teil 2*

Von Thomas Manegold & Mattias Niklas

FRÜHLING 2015

Im US-Bundesstaat Kalifornien wird das Wasser knapp. Der Gouverneur ordnet an, dass diejenigen, die bereits wenig Wasser verbraucht hatten, in Zukunft noch weniger Wasser verbrauchen zu haben, während diejenigen, die viel Wasser verbraucht hatten, in Zukunft genauso viel Wasser zum Verbrauchen haben werden.

In der Schweiz einigt man sich mit dem Iran. Wenn der Iran in Zukunft nur das macht, was andere machen – Atomstrom – dann machen die anderen mit dem Iran das, was sie mit allen anderen machen – handeln. Darüber hat sich Israel total aufgeregt, obwohl es das bereits hat, was der Iran nicht haben darf.

In Tröglitz wird die erste brennende Asylunterkunft gefilmt.

In der Türkei wird über die Definition des Begriffs „Völkermord“ öffentlich diskutiert. König Erdogan lässt zeitweilig den Zugang zu den sozialen Netzwerken sperren. Außerdem ist er irgendwie sauer auf den Papst, unseren Bundespräsidenten, die eigene Linke und irgendwelche Parkbesucher gewesen … und auf die PKK im Speziellen und die Kurden im Allgemeinen. Weiterlesen „Der OWUL Jahresrückblick 2015 – Teil 2*“

Der OWUL Jahresrückblick 2015 – Teil1*

Von Thomas Manegold

JANUAR 2015

Die Server von Sony Pictures werden gehackt, um Sony zu veranlassen, den Film „The Interview“ zurückzuziehen, der von einem Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Yong Un handelt. Sony cancelt tatsächlich die Premieren, weil Nordkorea mit dem dritten Weltkrieg droht. Später gibt Sony den Film aber frei, weil er sowieso kostenlos im Internet zu haben ist. Nordkorea hat das wegen seines schlechten DSL-Anschlusses aber nicht gemerkt, jedenfalls hat es mit dem Krieg bislang noch nicht angefangen.

Dennoch ist es alles andere als friedlich in der Welt. Im Januar schaffen es 171 Terrorismustote in unsere Nachrichten. (Jemen: 50, Ägypten: 30, Pakistan: 10, Paris: 16, Niger: 10, Phillipinen: 60). Und eine Frau wird bei lebendigem Leib verbrannt. Nicht weitweitweg bei den Wilden. Sondern hier, daheim in Berlin. Von ihrem EX-Freund, weil dessen Freund schon immer mal jemanden brennen sehen wollte. Weiterlesen „Der OWUL Jahresrückblick 2015 – Teil1*“

Dirk Bernemann: Meine Lesebühne ist ein Gewehr (Manifest)

OWUL1
OWUL 1

Dies ist unsere Lesebühne.
Es gibt viele ähnliche, aber dieses ist die unsere.
Unsere Lesebühne ist unser bester Freund.
Sie ist unser Leben.
Wir müssen sie meistern, so wie wir unsere Leben meistern müssen.
Unsere Lesebühne ist ohne uns nutzlos.
Ohne meine Lesebühne bin ich nutzlos.
Wir müssen unsere Lesebühnentexte richtig abfeuern.
Wir müssen besser lesen als unser Feind, der versucht, uns zu töten.
Wir müssen ihn kaputtlesen, bevor er uns kaputtliest. Das werden wir …
Unsere Lesebühne und ich wissen, was in diesem Krieg zählt.
Es sind nicht die Worte, die wir abschießen, nicht das Geräusch unseres Wortschwalls, noch die Grammatik, die wir verwenden.
Wir wissen, dass es die Treffer sind, die zählen. Wir werden treffen…
Unsere Lesebühne ist menschlich, so wie wir, weil sie unser Leben ist. Daher werden wir sie erfahren wie eine Schwester.
Wir werden ihre Schwächen, ihre Stärken, ihre Mitglieder, ihre Gäste und ihren Verlauf kennen lernen.
Wir werden sie immer schützen gegen das Wüten der Poetry Slammer oder Schäden der Hochkultur.
Wir werden unsere Lesebühne sauber und bereit halten, so wie auch wir sauber und bereit sind.
Wir werden Teile voneinander werden. Das werden wir… Diesen Schwur leisten wir vor uns allen.
Unsere Lesebühne und ich sind Verteidiger der Sprachkultur.
Wir sind die Meister unserer Feinde.
Wir sind die Retter unserer Leben.
So sei es, bis es keinen Feind mehr gibt, sondern Frieden!

Thomas Manegold: Stammkneipenmonolog 2

Don Manegold
Don Manegold

Er winkte, als ich zur Tür reinkam. Ich war übermüdet, unterzuckert und voll auf Koffein. Er auf dem Sprung in den Abgrund der Normalität, der sich gerade vor ihm auftat und weswegen er mich in die Kneipe bestellt hatte. So zum Quatschen, von Kollege zu Kollege.
„Du machst das doch schon länger“
„Was meinst du?“
„Na das mit dem Schreiben und Auftreten:“
„Kann sein, ja, aber auf Länge kommst doch nicht an.“
Mein Gegenüber verstand den platten Witz nicht, mit dem ich mich auf unsere gemeinsame Umgebung eingrooven wollte. Der schlaksige Mann um die 30 sah mich fragend an und ich wusste, dass ich bei ihm mit subtiler Ironie nicht weiterkommen würde. Ich kannte ihn nur flüchtig, wusste nur, dass er  sein erstes Buch geschrieben hatte, das keiner kaufte. Und damit ging es ihm wie vielen Menschen auf dieser Erde.
„Was kann ich tun…“
„Na, schreiben und auftreten.“
„Das tue ich doch schon, aber mich lässt niemand“
„Was denn nun. Machst du es oder lässt dich niemand.“
Ich hatte Regel Nr. 1 vergessen: Frage zu Beginn eines Gesprächs immer gleich nach, ob Du das Problem lösen sollst oder ob nur darüber geredet werden soll.
Er meinte, dass er es ja wolle, das Autorenleben und den Erfolg, und er wäre bereit, dafür auch etwas zu tun, er wüsste eben nur nicht, was. Das erste, was er in seiner Heimatstadt gemacht habe, war, die Zusammenarbeit mit anderen Autoren zu suchen. Eine gemeinsame Plattform hochziehen. Ich musste unwillkürlich an die eine Plattform denken, die BP gehörte und die vor ein paar Monaten im Golf von Mexiko brannte, winkte dem Barkeeper und bestellte erstmal einen Kaffee. Schwarz.
„Also. Regel Nummer 2: Umgebe dich als unbekannter Autor mit anderen Autoren, die auch keine Leser haben, dann…
Er nickte bestätigend. So wie eben auch Protagonisten in Büchern nicken müssen, wenn sie gerade nicht reden dürfen und keine Zigarette parat haben.
…dann geht’s auf jeden Fall schief, aber das hab ich Dir schon am Telefon erzählt. Kooperationen mit anderen Autoren ist ein Luxus für Schreiber, die genug Leser haben.“
Eine faltige Hand, die aus einem manschettenbeknopften Hemdsärmel ragte, stellte mir den dampfenden Kaffee vor die Nase. Auch ich nickte bestätigend und predigte weiter:  „Kümmere dich nicht um die anderen Erfolglosen, sondern kümmere dich um Deine Leser!“
Das schien ihm nicht zu gefallen. Denn er sagte die berühmten zwei Worte, die ich gar nicht leiden kann: „Ja, aber…“
Ja, aber… ist weniger als ein Füllwort, es ist der Furz der nicht stinkt, der Tropfen auf den kalten Klostein! Ja, aber ist etwas für zwanghaft Harmoniebedürftige. Ja, aber ist eine Lüge in Verbindung mit einem Komma und der Aufforderung, zuzuschlagen.  Ja, aber ist der Grund dafür, dass diese Welt in einem Wischiwaschi-Chaos versinkt und wir es niemals bis zum Mars schaffen werden. Es gibt eine Abkürzung für Ja, aber… und die beginnt mit und hört mit n auf.
Der Jungautor hatte offenbar vor, den Sack zuzumachen. Denn er  sagte nicht nur „Ja, aber…“ sondern die einzige Wortansammlung, die diese Unsäglichkeit an Unsäglichkeit zu übertreffen vermag:  „Ja, aber… das… Problem… ist…“
Nein, nein, nein, das geht sowas von gar nicht, wie kann er sowas sagen! Man kann nur einen einzigen Satz mit „Das Problem…“  am Satzanfang bilden und der geht immer und ausschließlich mit „bin“ weiter, also mit der 1. Person Singular von sein.   Nur ich, ich darf die zweite Person Singular von sein verwenden Das Problem bist … aber niemals  darf man das b vergessen.  Regel Nummer 25: Nach Das Problem … kommt immer ein B! immer immer immer.  Und niemals ein I. Das Problem bin ich. Das Problem bist Du. Und dann kann man es einfach ausmerzen. Meinetwegen auch mit Waffengewalt.

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